Archäologische Funde in der Entenbachgasse

  • Rathaus
  • Aktuell
  • News
  • Archäologische Funde in der Entenbachgasse
  • Datum:

    Im Zuge der Innenstadtsanierung in der Entenbachgasse wurden kürzlich bemerkenswerte archäologische Funde freigelegt.

    Die archäologische Baubegleitung durch die Fachfirma TALPA brachte am Ende Februar erste bedeutende Entdeckungen ans Licht. Die Funde dokumentieren nicht nur die bauliche Entwicklung dieses historischen Stadtbereichs, sondern geben auch spannende Einblicke in den Alltag früherer Bewohner:innen.

    Besonders auffällig ist ein Gebäuderest am westlichen Eingang der Arthur-Conan-Doyle-Gasse. Die freigelegten Mauerzüge umgrenzen einen etwa 4,5 mal 6,5 Meter großen Gebäudeabschnitt mit mindestens zwei Räumen. Der südliche Raum, wohl ein Flur, weist einen gut erhaltenen Ziegelplattenboden auf. Ein 1,65 Meter breiter Zugang mit einer Sandstein-Schwelle führte ursprünglich direkt aus dem Gebäude auf die davorliegende Gasse. Diese Gasse war mit einem dicht gesetzten Rollsteinpflaster versehen, das ebenfalls freigelegt wurde. Die sorgfältig verlegten, abgerundeten Steine sprechen für eine aufwendige Pflastertechnik, die auf eine intensive Nutzung des Straßenraums hinweist. Die freigelegten Mauern bilden den ursprünglichen Süd- und Südwestabschluss des heutigen Rathauses (Schmiedgasse 3). Im Zuge städtebaulicher Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert wurde dieser Bereich schrittweise verändert, um die Entenbachgasse und die heutige Arthur-Conan-Doyle-Gasse zu verbreitern.

    Fundstücke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert

    Die im ehemaligen Entenbachbett freigelegten Verfüllschichten enthalten zahlreiche Fundstücke aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Diese Gegenstände gelangten, oft als Siedlungsabfall, in den ehemaligen Bachlauf. Besonders hervorzuheben sind:

    • Krugfragment mit dem Stempel „FACHINGER MIN WASSER“ und dem Nassauer Löwen, datiert in die Zeit zwischen 1791 und 1831.
    • Fragment eines Pastetentopfs aus Sarreguemines (Frankreich), produziert im späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert. Der Topf trägt die Aufschrift „Terre a feu, Sarreguemines“ und eine charakteristische Satyrkopf-Applike.
    • Apothekerflasche mit der Aufschrift „Kalk-Eisen-Syrup; v. Herbabny Wien“, datiert auf das späte 19. Jahrhundert.

    Alltag und Lebensweise vergangener Zeiten

    Die Vielzahl an Keramik- und Glasfunden, darunter Teller, Tassen, Krüge, Porzellanpfeifen, sowie Metallgegenstände wie Nägel, Schaufeln und Kochtöpfe, erzählen vom Alltagsleben in Feldkirch. Auch die zahlreichen Tierknochen mit Schlachtspuren geben Hinweise auf die Ernährung der Bevölkerung. Die hohe Funddichte an Flaschen, insbesondere Apothekerfläschchen, lässt auf die Bedeutung von medizinischer Versorgung und Heilmitteln schließen.

    Spiegelbild der Stadtentwicklung

    Die archäologischen Befunde und Funde aus der Entenbachgasse stehen in direktem Zusammenhang mit den historischen Veränderungen im Feldkircher Stadtkern. Der ehemalige Entenbach, ursprünglich vom Ill-Kanal abgeleitet, diente über Jahrhunderte als Abwasserkanal und zur Sicherstellung der Löschwasserversorgung. Erst mit der Modernisierung der Kanalisation im frühen 20. Jahrhundert wurde der Bachlauf verfüllt und die heutige Straßentrasse darüber angelegt. Solche Entwicklungen sind auch aus anderen Stadtkerngrabungen bekannt und spiegeln die wachsenden Anforderungen einer Stadt an Platz, Infrastruktur und Verkehr wider.

    Sorgsame Dokumentation und weitere Auswertung

    Alle Fundstücke werden gereinigt, fotografiert, analysiert und beschrieben. Für den weiteren Verbleib der Funde sind nach der aktuellen Denkmalschutznovelle die Grundstückseigentümer:innen beziehungsweise die Auftraggeber der Bauarbeiten zuständig. Die wissenschaftliche Auswertung der Funde erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt, da während der laufenden Grabungsarbeiten nur eine erste Bestimmung möglich ist.

    Keine Bauverzögerungen durch die Funde

    Durch die vorausschauende Planung der Baumaßnahme wurden die archäologischen Arbeiten bereits im Vorfeld eingeplant. Die archäologische Begleitung führt daher zu keinen zusätzlichen Bauverzögerungen, da die Bauarbeiten in anderen Bereichen fortgesetzt werden können, während archäologische Strukturen freigelegt und dokumentiert werden.

    zurück zur Übersicht